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Auf der anderen Seite hat die Energiewende begonnen: Straßenbeleuchtung mit LEDs, Gemeindebusse und Carsharing, Photovoltaikanlagen und Energiegemeinschaften. Mit der Abwärme von Unternehmen wie der Therme Wien oder Manner werden Wohnungen geheizt, Bürger werden zu StromproduzentInnen. Die Neuzulassung bei E-Autos hat 2021 mit 20 % einen historischen Höchstwert erreicht.
Musterland Österreich?
Der “Musterschüler Österreich” ist zwar im Strombereich gut unterwegs, knapp 77 % des Stroms sind schon “erneuerbar”.
Die Gesamtbilanz, die neben Strom auch Wärme und Kälte sowie Treibstoffe enthält, zeigt ein anderes Bild: 2019 entfielen nur 33,6 % der gesamten Energiebereitstellung auf erneuerbare und damit in der Produktion CO2-freie Quellen. 600.000 Ölheizungen und 900.000 Erdgasheizungen sind derzeit in Österreich noch in Betrieb. Wer mit Fernwärme die Wohnung oder sein Büro warm hält, heizt - ohne es zu wissen - oft mit Erdgas. Diese Heizungen haben allerdings – ebenso wie unsere 7 Millionen zugelassene Verbrennungsmotoren – ein Ablaufdatum und werden in den kommenden Jahren durch Erdwärme- und Luftwärmepumpen oder Pelletheizungen Schritt für Schritt ersetzt.
Der Energieverbrauch steigt weiter
Seit 1970 hat sich in Europa und der gesamten “westlichen Welt” der Energieverbrauch verdoppelt. Gemeinsam mit unserem Konsum und unserem Wohlstand hat auch in diesem Bereiche ein exponentielles Wachstum stattgefunden und steigt trotz aller Vorsätze weiter. Und damit auch die Treibhausgasemissionen, zuallererst der CO2-Ausstoß.
Zwischen der Unterzeichnung Vertrages zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl am 18. April 1952 in Paris und dem 1. Jänner 2021 wurde so viel CO2 emittiert wie seit Beginn der Menschheit bis ins Jahr 1938. Erst vor einigen Jahren wurden Teile Indiens elektrifiziert. In großen Teilen Afrikas steht die Elektrifizierung noch an.
Wenn die Bäckerei ums Eck meine Wohnung heizt
Minus 32,5 % bis 2035, das fordert die EU derzeit von all ihren Mitgliedstaaten, doch das Ziel wird bald erhöht: Da sich die EU zum Ziel gesetzt hat, 55 % CO2 bis 2030 einzusparen, muss auch das Energiesparziel angepasst werden. Aber wie kann das in allen Lebensbereichen gelingen?
Mehr öffentliche Verkehrsmittel, kleinere Autos oder sogar Motorräder, vor allem das Fahrrad für kurze Strecken zeigen einen gangbaren Weg auf. Bisher ist die Entwicklung aber anders verlaufen. Unsere PKW sind in den vergangenen Jahrzehnten immer größer geworden, die geringe Auslastung mit durchschnittlich 1,1 Personen je Fahrzeug und Strecke haben dne Nutzen des Energieeinsatzes eher gesenkt als gesteigert. Größere Autos verbrauchen nicht nur im Betrieb mehr Energie, man braucht auch für die Produktion des “Stehzeugs” mehr davon.
Eine der größten Chancen bietet die Verwendung der Abwärme von Unternehmen. Dienstleister wie Wäschereien oder auch Gewerbebetriebe in Städten könnte man regelrecht anzapfen. Die Stadt Graz heizt bereits zu 20 % mit der Abwärme aus der Industrie.
In Linz werden derzeit 10 % der Abwärme der Voestalpine genutzt. Im Energieverbrauch von Österreichs energieintensivsten Unternehmen sind noch ein große Möglichkeiten für die Zweitnutzung der Abwärme vorhanden, die dann auch den Mitbürgern in der Umgebung dieser Unternehmen zugute kommt.
Windräder, Solardächer und Agro-PV-Parks?
Bis 2030 will Österreich zu 100 % Strom aus erneuerbaren Quellen beziehen. Dies bedeutet aus heutiger Sicht einen weiteren Ausbau von 27 TW. Und damit nicht genug. Allein die “Dekarbonisierung” der Eisen- und Stahlindustrie Österreichs (Voest) auf Wasserstoff und Elektroschmelze würde weitere 33 TW Strom benötigen, das entspricht nicht ganz der Hälfte des aktuellen österreichischen Jahresstromverbrauchs.
Woher soll die viele erneuerbare Energie kommen
Das fragen sich viele und ebenso wie das alles kann umweltverträglich, menschenverträglich und realstisch geschehen kann? Gerade auch dieser Frage wird der Schwerpunkt Energie und Klima nachgehen.